Serrez les Rangs!
Unter diese Aufforderung stellte Ehrengast KKdt Philippe Rebord sein Referat an der 157. ordentlichen Mitgliederversammlung (MV) der OG Stadt Bern (OGB) am 12. März 2018 im Hotel Bellevue Palace in Bern.
Der Aufmarsch von rund 100 Mitgliedern und Gästen durfte sich sehen lassen. Der Ort war exklusiv und einer der grössten Offiziersgesellschaften der Schweiz, der OG Stadt Bern, würdig. Wie gewohnt führte der Präsident, Oberstlt i Gst Matthias Spycher, den geschäftlichen Teil zügig durch um dem Gastreferenten, weiteren Grussadressen und der Pflege der Kameradschaft genügend Raum zu geben.
Zuerst das Geschäftliche – dann das Vergnügen
In seinem Jahresbericht hielt der Präsident Rückschau auf ein vielseitiges und reich befrachtetes Vereinsjahr. Einige Anlässe waren sehr gut besucht, andere, obwohl ebenfalls von Spitzenreferenten gestaltet, wiesen nur eine bescheidene Zuhörerschar auf. Die Gründe dazu sind unerklärlich. Ein Höhepunkt war zweifellos die militärhistorische Exkursion in die Festung Sasso da Pigna und Museum Sasso San Gottardo. Hier fuhr man zufolge zahlreicher Anmeldungen dann mit dem Car des Hockey-Clubs Lausanne.
Präsident Spycher betont auch, dass die Wirtschaft als wichtiger Partner nicht vergessen werden darf. Sie soll vermehrt in gemeinsame Anlässe eingebunden werden. Nebst einer erfreulichen Zunahme an jungen Offizieren als Neumitglieder musste auch von acht Kameraden zur Kenntnis genommen werden, dass sie in die Grosse Armee abberufen worden sind. Dazu erhebt sich die Versammlung zur Schweigeminute.
Als Dank für die Arbeit im Vorstand als Redaktorin des Bulletins „der offizier“ überreicht Präsident Spycher der Redaktorin, Four Ursula Bonetti, ein herrliches Blumenbukett. Danach wird, soweit bereits bekannt, das vielseitige Jahresprogramm 2018 vorgestellt. Es soll durch alle Generationen und Interessegebiete etwas bieten. Man ist sich im Vorstand aber auch bewusst, dass man es niemals allen rechtmachen kann. Sportchef Robert Meyer tritt zurück und wird würdig mit Tranksame und Dank verabschiedet.
Die von Lt Jakob Grütter vorgetragene Jahresrechnung schliesst mit einem schönen Gewinn ab. Der Revisorenbericht lautet denn auch entsprechend mit Anerkennung und dem Vorstand wird Entlastung erteilt.
Präsident Matthias Spycher wird wiedergewählt, der Vorstand wird in globo wiedergewählt und die Redaktorin, Four Ursula Bonetti, wird mit Akklamation offiziell gewählt, nachdem sie ihr Gesellenstück, das Bulletin 2018 pünktlich im Februar abgeliefert hat. Die beiden Revisoren Oberstlt i Gst Thomas Klarnetas und Hptm Daniel Ritz werden wiedergewählt.
Oberstlt i Gst Matthias Spycher dankt seinem ganzen Vorstand warmherzig für die gute Zusammenarbeit, für den unermüdlichen Einsatz für die OGB und besonders für das Verständnis und die Unterstützung im laufenden Jahr, das militärisch für ihn eine Herausforderung, ein Karriereschritt, aber auch eine zeitlich grosse Belastung darstellt.
Im Freundeskreis - Grussadressen
Nach diesem geschäftlichen Teil treten der Präsident der Stadtschützen, Oberst Ueli Augsburger, ans Rednerpult sowie Oberst i Gst Frieder Fallscheer als Vertreter der Fachsektion AVIA mit Grussbotschaften ebenso Oberst i Gst Walter Annasohn, VBD und danach folgt der mit Spannung erwartete Vortrag des Gastreferenten, KKdt Philippe Rebord.
Zunächst darf jedoch Hptm Michael Schifferli, Webmaster, eine ganz besondere Ehrung vornehmen. Er hat die Sieger des IPW (Internationaler Pokal-Wettkampf der Bundeswehr Deutschland) eingeladen. Es sind dies Mitglieder der OGB und der OG Burgdorf. Sie sind unter 190 Schützen mit Abstand zu ihren Kameraden aus Deutschland, Frankreich und Italien als Sieger hervorgegangen. Dies ist nicht ganz selbstverständlich, haben sie doch durchwegs mit ungewohnten Waffen geschossen. Doch Schweizer schiessen eben mit allem treffsicher, von der Armbrust bis Stgw 90, das ist eine alte Tradition. Ja, da wird mancher in bester und fröhlicher Kameradschaft doch gedacht haben: Au weia, den Schweizern kommt man wohl besser nicht ins Gehege. Zwei Vertreter der Sieger haben den Pokal mitgebracht, jeder darf ihn bewundern, der ist ehrlich verdient. Ohne Übung erreicht man ein so hoch gestecktes Ziel nicht. Die Siegerpatrouille, vertreten durch Oblt David Berger und Oblt Max Niffenegger wird von der OGB beschenkt und der Chef der Armee, KKdt Philippe Rebord, gratuliert ihnen persönlich, ebenso Oberstlt i Gst Matthias Spycher.
Oberst i Gst Frieder Fallscheer, Vertreter der Fachsektion AVIA, informiert über bevorstehende Anlässe, wie ein hochkarätiges Podium in Dübendorf in Bezug auf den Bericht 2018 Luftwaffe. Wir müssen die Politik, die Wirtschaft überzeugen. Es braucht die Luftwaffe, es braucht das ganze Paket NKF und BODLUV. Man müsse die direkte Diskussion suchen und man müsse gemeinsam die militärischen Zusammenhänge erklären und bezüglich Air30 gut argumentieren. Die AVIA bietet verschiedene Veranstaltungen dazu an.
Oberst i Gst Walter Annasohn, seines Zeichens Präsident der Vereinigung Berner Division (VBD) schätzt die Freundschaft zwischen der OGB und VBD sehr. Gegenseitig sind die Mitglieder zu den jeweiligen Anlässen freundlich eingeladen und willkommen. Es braucht positiv denkende Bürger in Uniform, denn sie sind auch Stimmberechtigte und Steuerzahler. Wir müssen den Kampf NKF/BODLUV in den vordersten Reihen führen!
Dass der Präsident der Stadtschützen Bern, Oberst Ueli Augsburger, nicht mit dem Langgewehr in der Hand auftritt erstaunt, aber vermutlich geht das heute halt nicht mehr so einfach. Die Stadtschützen Bern feiern in diesem Jahr ihr 200-jähriges Jubiläum mit verschiedenen Anlässen und einem Festakt im Berner Münster. Er stellt mit Humor und historischen Kenntnissen die Geschichte der Berner Stadtschützen vor. 1818, das war drei Jahre nach Waterloo! Sind wir uns das bewusst? Er ist überzeugt: „Wir Berner haben etwas für die Miliz gemacht. Wir haben einen Beitrag geleistet zur Demokratisierung (nach dem Zerfall des Ancien Régime, nach der Helvetik) der Stadt Bern. Das Ehr- und Freischiessen von 1830 war ein Aufstand gegen die Obrigkeit.“ An die Wurzeln zu denken ist die Legitimation zur Gegenwart. Die Teilnahme am Grauholzschiessen ist Tradition. Seid einig!
Unsere Armee – tun wir es!
Im Anschluss an die Mitgliederversammlung, geschäftlicher Teil, tritt KKdt Philippe Rebord, CdA, ans Rednerpult. Er darf sich ungeteilter Aufmerksamkeit erfreuen.
Er ist kein Unbekannter in der OGB, durften wir ihn doch schon 2016 als Ehrengast und Referent an der MV begrüssen. „Unsere Armee – machen wir es“ ist sein Credo zur WEA. Er dankt für den freundlichen Empfang. Wir treffen uns in Freiheit und Sicherheit. Er spürt und schätzt die Unterstützung der OGB. Er geht auf verschiedene aktuelle Themen ein, die ihn gerade beschäftigen. Eines davon ist, dass 34% der AdA Eingebürgerte sind, die ursprünglich aus anderen Staaten stammen, die also einen anderen kulturellen oder religiösen Hintergrund haben der immer noch präsent ist und in den Familien auch gelebt wird. Wie aber wirkt sich das in der Armee aus? KKdt Rebord ist ungemein erleichtert, dass die Armee-Botschaft 2018 genehmigt worden ist. Er stellt vor, was alles vorgesehen ist für unsere Armee. Jeder Soldat hat Anrecht auf eine gute Ausrüstung.
Die aktuellen Bedrohungen sind Machtpolitik. Er erwähnt den Präsidenten der USA, Donald Trump und seine Politik. KKdt Rebord beschönigt nichts: „Nous sommes en guerre!“. Es gibt terroristische Zellen in Europa. Wir brauchen unter Umständen schnelle Leistungen, in den Kantonen, beim Bund. Die vielen Migranten nach Italien über das Mittelmeer sind eine Herausforderung. Wird die neue Regierung in Italien dem Meister werden? Für die Migration ist ein Dispo geschaffen worden.
Wem immer die Schuld für den Klimawandel zugeschoben wird, es wird zunehmend Naturkatastrophen geben, welche vor allem die Gebirgskantone treffen werden. Die Armee wird als Helfer mehr denn je notwendig sein, denn nur sie verfügt über die entsprechenden schweren Mittel. Für Cyber-Bedrohungen kann die Armee nur sich selber schützen, nicht die ganze Schweiz. Es wird an einer nationalen Strategie gearbeitet. Rechenzentren sind unterirdisch, es werden entkoppelte Netze geschaffen. Es wird in der Armee ein spezieller Cyber-Lehrgang angeboten, die RS beträgt 40 Wochen! Praktisch eine Berufsbildung zum Cyber-Spezialist mit Unterstützung der ETH Lausanne und Zürich. Ab 2019 sollen 50 Teilnehmer ausgebildet werden. Dann soll mit einem Cyber-Bataillon die Durchhaltefähigkeit sichergestellt werden.
Grosse Sorge bereitet dem CdA der Zivildienst (und nicht nur ihm!) Es ist fatal. 46 % der Zivi verlassen die Armee nach der RS, ja nach bereits geleisteten WK. 50% dieser Abgänger sind Akademiker. Damit verliert die Armee ausgebildete Spezialisten. Man spürt dies in den Kaderschulen empfindlich. Der Bundesrat wird über eine Gesetzesrevision entscheiden müssen. Solange der Zivildienst nicht anders geregelt wird, ist es eine Art „Pleite“ in der Alimentierung der Armee.
Der CdA spricht das Leistungsprofil der Armee an: Permanent, Vorhersehbar, nicht vorhersehbar. Mit der WEA ist die Mobilmachung wieder eingeführt worden. Mit jedem Bat soll eine Mobilmachungsübung durchgeführt werden. Er erwähnt die Vereinigung Pro Militia mit ihrer Zeitschrift als gutes Beispiel der Information. Eine besondere Neuerung ist die Bildungsgutschrift für Absolventen von Kaderschulen ab Höh Uof. Man spürt die Auswirkungen dieser Möglichkeit bereits in den Rekrutenschulen. Viele melden sich freiwillig in eine Kaderschule. Es werden sehr gute Gespräche geführt. Für die Unteroffiziere (Wm) wird eine Revision geplant.
Ein brennendes Thema ist natürlich nach wie vor das Armeebudget. Die Betriebskosten müssen stabilisiert werden. Wir sind schon sehr im Vorteil, weil in einer Milizarmee die Löhne für Berufssoldaten wegfallen. Das wird über die EO abgerechnet. Das System muss auch hier erneuert werden. Der Bundesrat öffnet den Weg zu einer Lösung. Man muss den Entscheid des Bundesrates unterstützen, dazu muss man jedoch verstehen, wie der Bund funktioniert. Der CdA hofft auf die Unterstützung der Delegierten an der DV der SOG in Neuchâtel. Jede Stimme zählt.
Ohne Luftwaffe existiert keine Armee. Wenn wir gewinnen wollen, gibt es nur eine Variante: NKF und BODLUV zusammen. Auch hier: Jede Stimme zählt! Es ist unsere Aufgabe, dieses Paket zusammen zu halten. „Serrez les Rangs!“ ruft er den Mitgliedern der OGB zu. Er fühlt sich durch die junge Generation motiviert und unterstützt. Die Unterschiede (vier Landessprachen, verschiedene Kulturen, Bergregionen, urbane Regionen) in unserem Land machen uns stärker. In andern Ländern führen sie zu Bürgerkriegen.
Der lang anhaltende Applaus für den CdA Philippe Rebord ist begeistert und verdient. Er sprach wohl vielen Anwesenden aus dem Herzen. „Serrez les Rangs“, und das gilt nun auch für den gemeinsamen Apéro und das Nachtessen, denn bei allem Interesse für Geschichte und Gegenwart: „Die Tapferkeit des Soldaten geht durch den Magen“.
Four aD Ursula Bonetti
Redaktorin